Diese sample-basierte Einspielung der berühmten »entre-scène«-Musik aus dem zweiten Akt der Oper »Thaïs« fällt innerhalb meiner virtuellen Orchesterplaybacks in mehrfacher Hinsicht aus dem Rahmen.
Erstens handelt es sich von Haus aus nicht um Vokalmusik, sondern um eine Partitur für Solovioline und Orchester. Auch in der Oper ist die menschliche Stimme in dieser Nummer nur in Gestalt eines wortlos summenden Chores beteiligt, der exakt in der Mitte (nach einer kurzen Kadenz des Soloinstrumentes) einsetzt und, wie ich vermute, als eine Art Engelschor und/oder Heiligenschein gehört werden will. Denn, wie ich lese, illustriert das herzzerreißend expressive »Andante religioso« die Läuterung der Protagonistin; während der schwelgerischen Kantilene wandelt sich die frivole Hetäre namens Thaïs zur Heiligen. Massenets Meditation ist einer jener klassischen Superhits, die als 5-Minuten-Häppchen hundertfach berühmter sind als alles andere, was der Komponist sonst noch schrieb, berühmter auch als dieser selbst. Ich selbst muß allerdings zu meiner Schande gestehen, daß ich sie bislang nur vom Hören »kannte«, aber weder ihren Namen noch sonst etwas über sie hätte sagen können. Ich konnte Massenet einordnen, wußte, daß ich ein Video seines »Werther« besitze und vielleicht auch schon einmal angesehen habe. In meiner Examensarbeit (über Wagner), geschrieben in jener prähistorischen Zeit, als noch Schreibmaschinen und Tipp-Ex Standard waren, wußte ich aus dritter Hand (Musiklexika) zu kolportieren, daß – ja, ja – in Massenets Opern eine an Wagner geschulte Leitmotivtechnik zur Anwendung komme.
Da das Stück so extrem beliebt ist, nimmt es nicht Wunder, daß auch die Zahl der Bearbeitungen und Versionen Legion ist. Als ich gebeten wurde, ein Playback zu schaffen, habe ich zunächst vermutet, es gehe um die Begleitung einer Vokalfassung. Da ich noch überhaupt nicht Bescheid wußte, mußte ich erst lernen, daß die Instrumentalversion für Sologeige und Orchester das Original, jede (zum Text des »Ave Maria«) gesungene hingegen nur eine der vielen Bearbeitungen ist. Übrigens ist der Solopart mit seinen emphatisch hochfahrenden Akkordbrechungen und seinem Riesenambitus so unverkennbar »geigerisch«, daß Massenet vermutlich nicht im Traum daran gedacht hätte, daß es jemals unternommen würde, ihn für den Gesang umzustricken. Svenja Weiereich, die Altistin, der ich den Auftrag
und eine sehr bereichernde Zusammenarbeit verdanke, hat ganz anderes im Sinn: Sie hat den Wunsch und die Idee (beides vermag sie überzeu-gend zu verwirklichen) aus dem Violinpart eine Vokalise, aus ihrer Simme also ein Instrument zu machen. Um das zu realisieren, hat sie nur dort gestrichen oder die Oktavlage geändert, wo die Möglichkeiten, einen virtuosen, vom Instrument her gedachten Part auf die menschliche Stimme zu übertragen, an ihre natürlichen Grenzen kommen. Als Orche-sterplayback, so war ihr (und wurde mir) schnell klar, würde sich eine auf der Originalpartitur der Oper basierende Version eignen, in der zunächst nichts gestrichen, sondern nur die Solovioline eine Oktave tiefer gelegt und einem Cello übertragen wird. Dieser Eingriff ist nichts weniger als eine Pioniertat. Googelnderweise hatte ich den Eindruck, daß Celloversionen genauso beliebt sind wie die Originalbesetzung.
Ich möchte mich hier nicht in Details verlieren darüber, wie und wo Svenja Weierich den Solopart geändert hat, auch nicht darüber, wo dieser Part das Cello ersetzt, wo beides erklingt, und auch nicht, wo melodisch hervortretende Streicherpassagen oktaviert oder weggelassen werden.
Die Besonderheit ist, daß ich scheinbar mit dem Vorsatz breche, nur Dinge zu tun, die von anderen (noch) nicht getan wurden. Ich bin ihm jedoch insofern treu geblieben, als es meines Wissens bislang kein konzertfähiges Orchesterplayback ohne Solopart zu diesem Stück gibt. Ich habe es nun erstellt, allerdings so, daß es optional auch eine Komplettversion mit dem Solocello gibt, so daß nun, ähnlich wie bei Music Minus One® Produkten, ein Track mit und einer ohne Solopart erhältlich ist. Ersterer ist selbstverständlich gratis erhältlich, drum ist er hier in ungekürzter Schönheit zu hören.
Mon enregistrement de la célèbre »méditation« de l'opéra "Thaïs" de Jules Massenet, basé sur des instruments virtuels (numériques), diffère à peu près à tous points de vue de tout ce que j'affiche occasionnellement ici comme échantillons de mes playbacks pour orchestre virtuel. D'abord, ce n'est pas un échantillon, mais l'intégral, et deuxièmement ce que je présente ici ce n'est pas qu'un playback : j'ai utilisé la partition originale (y compris un chœur sans paroles à partir du milieu) et j'ai transféré la partie solo dans une octave plus basse pour remplacer le violon par un violoncelle. Ce n'est pas quelque chose d'ingénieux, mais en ce qui concerne ce tube aimé, c'est quelque chose d'assez courant dans la vie de concert.
Je l'ai créé grâce à la sugge- stion et à la commande d'une merveilleuse cantatrice qui m'avait déjà fait l'honneur d'utiliser un de mes playbacks orchestraux (celui du lied »Urlicht« de Mahler).
J'ai d'abord pensé qu'elle voulait chanter la partie solo avec un texte (»Ave Maria«) comme on le fait souvent – à tort : elle veux la chanter comme une vocalise sans paroles, avec sa voix comme
un instrument.
Je ne me suis pas laissé dire cela deux fois et j'ai tout de suite commencé le travail, cette fois en ménageant la chèvre et le chou: d'une part, il fallait créer un accompagnement orchestral qui
soit comme tous les morceaux de playback et »karaoké« du monde : tout sonne - sauf la partie solo. Mais j'ai été tenté de faire une version »minus plus« en plus de la version »minus« habituelle
(cf. le nom du projet »mahler minus you«). C'est facile à faire: à partir du même résultat on peut créer (comme présenté ici) un mixage AVEC et SANS piste du violoncelle solo. Pourquoi ai-je fait
une version complète alors qu'une seule lecture était demandée ? Parce que ça m'a alléché !
Tous ceux qui ont travaillé sérieusement avec les instruments virtuels (dans mon cas ceux de la Vienna Symphonic Library) devraient être d'accord avec moi : la discipline suprême, pour moi au
moins LE défi, sont les instruments à cordes, peut-être pas les cordes en général, mais les cordes solo, surtout en répertoire romantique. Et si c'est un adagio romantique ou, comme ici, un
»andante religioso«, au moins une de ces pièces où même les meilleurs violonistes ou violoncellistes doivent tout donner pour satisfaire leur propre exigence de beauté et d'expressivité du
son...boy, boy 🤔