Bildergalerie: Zum Starten klicken Sie bitte auf ein Bild.
Die Partitur als PDF-Download habe ich diesmal ganz nach unten gepackt. Falls Sie zuerst hören möchten:
Das Stück habe ich 1990 im Auftrag der Künstlergruppe "Salix" komponiert, zu der auch Klaus Fabian und Wilhem Schiefer gehörten, beide, wie damals ich selbst, Lehrer am Kaarster Georg-Büchner-Gymnasium. Aufgeführt wurde es am Pfingstsonntag 1990 im Rahmen einer Open-air-Veranstaltung, die dem hehren Ziel galt, die "Grenze Nordkanal" (so auch der Titel der Aktion) überwinden zu helfen. Was das ist ? Ach ja ! In dem Ort Kaarst bei Neuss oder Düsseldorf gab oder gibt es zwei Ortsteile, die einander wohl mit herzlichem Desinteresse oder lokalpatriotischen Animositäten zugetan waren. Oder so. Mir wird ein bißchen seltsam, wenn ich mir vorstelle (mir kommt das gerade beim Schreiben so in den Sinn), daß das Provinzspektakel nicht von ungefähr zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung stattfand. Vielleicht ist diese "Parallele" aber auch Zufall. Wie auch immer : Entlang einer lauten Straße, mitten durch zersiedelte Häßlichkeit, führt besagter "Nordkanal", für sich genommen gar nicht ohne Reiz.
Nun markiert aber dieser Kanal zugleich die Grenze zwischen den Ortsteilen und wird so zum Symbol all dessen, was (für
Ortsansässige anscheinend ein Problem) eine gemeinsame Identität, ein Kaarster Wir-Gefühl behindert. Du lieber Himmel. Immerhin, es gibt Brücken, und an einer solchen fand die Veranstaltung
statt, im Blick auf die eigens dafür geschaffenen Kunstobjekte und -installationen zugleich eine Art Ausstellungseröffnung.
Zur Musik: Ich hatte in der Zeit, als ich um eine Komposition gebeten wurde, zufällig die Bekanntschaft eines exzellenten Hornisten gemacht.
(Privater Exkurs: Damals ahnte ich noch nicht, daß ich schon wenig später, wieder durch einen glücklichen Zufall, das unverdiente Privileg genießen würde, viele hochkarätige Orchestermusiker des WDR persönlich kennen und sowohl für sie als auch mit ihnen Musik machen zu dürfen).
Zurück zum Nordkanal: Das nachstehende Photo zeigt die vier Hornisten bei einer Art Lagebesprechung oder Briefing, die ich in den Minuten vor der Uraufführung auf der fraglichen Brücke "einberufen" hatte: Von den beiden Herren zur Rechten weiß ich zu meiner Schande nicht mehr die Namen, der zweite von links ist Jean-Christophe Mastnak, ganz links zu erkennen ist Lars Stransky, nachmals Solohornist bei den Wiener Philharmonikern.
Damit ist die "Entstehungsgeschichte" skizziert. Ich habe das Stück u.a "AnSpielung - eine Aktion für zwei Horn-Duos" getauft. Ich hätte es auch im Untertitel "Kanonische Variationen über ,Es waren zwei Königskinder' " nennen können. Die Verwendung dieses Liedes ist natürlich die "Anspielung" auf das tiefe Wasser, das schmerzlich trennt, was sich doch zusammengehörig fühlt oder fühlen sollte. Mein Gott. Daß ich das "S" im Titel als Großbuchstaben verwende, soll zugleich darauf hindeuten, daß es zwei Horn-Duos gibt, die zu Beginn des Stücks ebenfalls durch den Kanal voneinander getrennt sind, aber während ihres Spiels (ihrer "Spielung") aufeinander zugehen, sich also aneinander "heranspielen". Der nachfolgende Text steht in dem Band "Grenze Nordkanal", einer Art Ausstellungskatalog von damals. Ich habe ihn gescannt, um ihn als Bilddatei hier einstellen zu können, ohne ihn abtippen zu müssen. Ich hoffe, er ist gut zu lesen und erzählt etwas genauer, wie die "AnSpielung" abläuft bzw. damals abgelaufen ist.